Interreg Projekt
Fachkräftegewinnung für den Gesundheitstourismus

Fachkräfte im Gesundheitssektor gewinnen, halten und binden – wie kann das gelingen? Diesem ebenso dringendem wie ehrgeizigem Thema stellen sich die Fakultät European Campus Rottal-Inn (ECRI) der Technischen Hochschule Deggendorf (THD), die Fachhochschule Gesundheitsberufe OÖ GmbH, der Bezirk Niederbayern und die Gasteiner Kur-, Reha- und Heilstollen Betriebsges.m.b.H. zusammen mit weiteren namhaften Partnern aus der Thermen- und Gesundheitsbranche im grenzübergreifenden Forschungsprojekt „WORK FORce HEALTH & TOURISM“. 

Bild: Das Projektteam des grenzübergreifenden Forschungsprojektes WORK FORce HEALTH & TOURISM (v. l.): Anita Mauerhofer (FHG OÖ), Michaela Tauber (FHG OÖ), Jessica Ohnesorg (ECRI/THD), Nadja Lill (Bezirk Niederbayern), Sebastian Markov (ECRI/THD), Christina Brüning (Gasteiner Gesundheitsbetriebe) zusammen mit Max, dem vierbeinigen Projekt-Maskottchen. ©ECRI/THD

Wie in vielen weiteren Branchen und Regionen leiden auch die namhaften Thermen- und Gesundheitsdestinationen im bayerisch-österreichischen Grenzraum unter einem enormen Fachkräftemangel. Gemeinsam gilt es daher, der vielfachen Abwanderung und den Gründen dahinter gegenzusteuern, um dringend benötigte Fachkräfte zu gewinnen und langfristig in den Betrieben zu binden. Weiter gilt es, aktuelle Aus- und Weiterbildungsangebote zu verbessern wie auch grundsätzliche Arbeits- und Lebensbedingungen in den Destinationen attraktiver zu gestalten. Im Zuge der langfristigen Projektumsetzung bis Dezember 2025 sollen mithilfe der involvierten Partner und Stakeholder wesentliche Probleme und Herausforderungen interdisziplinär erfasst und analysiert werden, um gemeinsam Strategien und Maßnahmen zu erarbeiten und die Fachkräfteentwicklung nachhaltig zu stärken.

Die beteiligten Thermen- und Gesundheitsdestinationen im Raum Niederbayern, Oberösterreich und Salzburg bilden dabei eine entscheidende Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis und ermöglichen, regionsspezifische Gegebenheiten und Anforderungen zu untersuchen. Erkenntnisse daraus sollen zugleich als Grundlage für die Verbesserung, Überarbeitung oder Konzeptionierung von Aus- und Weiterbildungen sowie von Lehrplänen wichtiger Ausbildungsstätten im Projektraum dienen. Detailinformationen, Projektbeteiligte und die Fördersummen finden Sie auf der Homepage der TH Deggendorf. 

Erste Ergebnisse
Projektteam stellt erste Forschungsergebnisse zum Fachkräftemangel in der gesundheitstouristischen Branche vor.

Bild: Die Projektmitarbeitenden Sebastian Markov, M.A. (l.), Corinna Pippirs, M.A. (2.v.l.) sowie Nadja Lill (8.v.r.) mit den Teilnehmenden des Workshops zur Fachkräfteentwicklung in Thermen- und Gesundheitsdestinationen. 

© WORK FORce HEALTH & TOURISM

Am 23. Juli 2024 luden der Lead-Partner European Campus Rottal-Inn (ECRI) zusammen mit dem Projektpartner „Bezirk Niederbayern“ und der niederbayerischen Thermengemeinschaft die kooperierenden Betriebe und Stakeholder zum Austausch und zur Entwicklung möglicher Handlungsstrategien ins Artrium Bad Birnbach ein. 

Als Forschungsgrundlage wertet das Projektteam eine Umfrage mit rund 60.000 Einzelantworten von 434 Fachkräften aus 33 Betrieben in Thermen- und Gesundheitsdestinationen in Niederbayern, Oberösterreich und Salzburg aus. Die ersten Ergebnisse zeigen, dass die Zufriedenheit der Beschäftigten nicht nur von harten Faktoren wie angemessenem Gehalt oder flexiblen Arbeitszeiten, sondern auch weichen Faktoren wie Wertschätzung, Betriebsklima oder Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben abhingen. Zu den überraschenderen Einblicken zählen die Antworten der Gen Z – Geburtsjahre ca. 1996 bis 2009. Sie werden oft als „träge“ oder „unambitioniert“ bezeichnet, haben aber im Gegenteil konkrete Vorstellungen für ihre berufliche Karriere, darunter die Verfügbarkeit von Weiterbildungsangeboten, Aufstiegschancen und die Möglichkeit, Verbesserungsvorschläge zu machen und dabei ernst genommen zu werden. 

Die Antworten weisen auch darauf hin, dass die Problematik der Fachkräftegewinnung und -bindung nicht allein innerbetrieblich gelöst werden könne. Bezahlbarer Wohnraum oder ein ausgebauter öffentlicher Nahverkehr spiele eine wichtige Rolle für die Wahl des Arbeitsplatzes. Diese Faktoren lägen jedoch auch in Händen der Kommunen beziehungsweise der Politik und müssten im engen Austausch weiterentwickelt werden. Das Projekt klärt zudem über bekannte “Argumente” zur Fachkräftegewinnung auf, beispielsweise „Arbeiten, wo andere Urlaub machen!“. Eine starke Tourismusbranche gehe mit einem erhöhten Lebensstandard, aber gleichzeitig auch negativen Umständen, wie steigenden Lebenshaltungskosten, einher. Die Bedeutung solcher Faktoren müsse auch aus Perspektive der Beschäftigten einbezogen werden. Geplant sind weitere Befragungen mit anderen Zielgruppen, darunter Schülerinnen und Schüler von Berufs-, Berufsfach- und Tourismusschulen oder ehemalige Beschäftigte der gesundheitstouristischen Branche.

Bild: © WORK FORce HEALTH & TOURISM